2008年5月21日水曜日

"Rōsoku Nō" in Izumisano 佐野町場ろうそく能 旅日記


Zusammen mit drei anderen Austauschstudenten besuchte ich am 3. Mai 2008 eine Nō-Vorstellung in Izumisano. Das Theater war in einem denkmalgeschützten ehemaligen Wohnhaus im traditionell japanischen Stil untergebracht; die Bühne sowie einige Reihen von einfachen Stühlen und Bänken direkt davor befanden sich im Innenhof des Hauses und waren nicht überdacht. Wie im Nō üblich gab es auf der Bühne von einigen wenigen Bambuskerzen abgesehen keine Dekoration oder Kulissen; zwei Schiebetüren, die in den Backstagebereich führten, waren deutlich sichtbar.

Die Vorstellung begann mit einem kurzen Tanz, danach folgte eine ausführliche Erklärung der verschiedenen Trommeln, die in der Musik des Nō Verwendung finden. Nach einer kurzen Pause fand dann die eigentliche Darbeitung statt. Sie bestand aus einem kurzen Stück namens "Aridōshi", das nur von einem Schauspieler vorgeführt wurde, und dem Nō-Hauptstück "Kurama Tengu".

Grundsätzlich lässt sich die Atmosphäre des gesamten Abends als etwas unreal und geisterhaft beschreiben. Besonders die Tatsache, dass nach der Pause fast alle Lichter abgeschaltet wurden und das Licht hauptsächlich von den Bambuskerzen kam, verstärkte diesen Eindruck und brachte das Flair der altertümlichen Umgebung und die schlichte Gestaltung des Theaters zur Geltung. Die monotone (im positivsten Sinn des Wortes) Musik trug ihr übriges dazu bei.

Die Darbietung selbst war, wie allgemein im Nō, von sehr langsamen, stilisierten Bewegungsabläufen geprägt. Gleiches trifft auch auf die Sprache zu. Gepaart mit einem sehr alten Japanisch führte dies nicht nur bei mir, sondern auch bei einem koreanischen Austauschstudenten, der sehr gut Japanisch spricht, sowie einem jungen Japaner zu Problemen beim Verstehen der Dialoge. Freundlicherweise erhielten alle Besucher beim Eintritt schriftliche Erklärungen zu den Stücken.

Die (farben)prächtigen Kostüme und Masken, die man im Nō erwarten würde, kamen erst im Hauptstück "Kurama Tengu" zur Anwendung, das die Begegnung des Helden Yoshitsune mit einem Bergtengu (einer japanischen Sagengestalt) zum Inhalt hatte. Yoshitsune wurde dabei von einem Jungen im Mittelschulalter dargestellt; der Tengu trug eine Maske, die entgegen der üblichen Darstellung keine lange Nase hatte. Beide waren in sehr prächtige weite Kimonos gekleidet. Yoshitsune hatte außerdem eine Hellebarde bei sich, während der Tengu einen langen Stab, der mit Vogelfedern geschmückt war, in der Hand trug. Der einzige Darsteller des anfänglichen Tanzes, der mit einem Fächer vorgeführt wurde, und des Stückes "Aridōshi" hingegen war in schlichtes Schwarz gekleidet.

Die Musiker, ein Flötenspieler und drei Trommler mit Instrumenten in verschiedenen Größen, die auch teilweise Gesang beisteuerten, saßen während der Stücke die gesamte Zeit am Rand der Bühne. Auch sie waren sehr schlicht gekleidet. Die Musik selbst war, wie bereits erwähnt, eher monoton und mag für unbedarfte Ohren sicher auch etwas unharmonisch oder zusammenhanglos klingen. Dissonanzen und bewusst "schiefe" Töne aus der Flöte waren in jedem Fall zu vernehmen.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Atmosphäre der Gesamtdarbietung, wenn ich auch schon Videoaufnahmen von Nō-Schauspielen gesehen habe, live noch wesentlich dichter und beeindruckender war. Alle Elemente des Nō, von denen ich im Unterricht an meiner Universität erfahren hatte, waren ebenfalls vorhanden. Die Tatsache, dass ich dem Inhalt der Dialoge nicht folgen konnte, trübt den guten Gesamteindruck kaum.


Michael Haberl, Universität Wien

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